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Heute früh besuchten wir die Touristeninsel Gulangyu vor Xiamen. Wir nahmen nur einen Bruchteil der geschichtlichen Informationen unserer Reiseleiterin Jennifer auf (nach den „ungleichen Verträgen“ war die Insel als „international Settlement“ von 17 ausländischen Mächten besetzt, die ihre architektonischen Spuren hinterlassen haben); zu sehr waren wir gefangen vom Treiben um uns herum. Gulangyu hat nur 1600 Einwohner (Jennifer selbst ist eine von diesen). Tausende von Menschen um uns herum – Touristen, Straßenverkäufer, Angestellte der Geschäfte, Parks, Attraktionen – kommen täglich mit der Fähre vom Festland. Überall herrscht emsige, lautstarke Geschäftigkeit, und strahlt einen überschäumenden und ansteckenden Optimismus aus.
Zheng Chenggong war ein wichtige chinesische Heldenfigur im 17ten Jahrhundert; wir ließen den vorgesehenen Besuch seiner Gedenkhalle sausen und schlenderten durch die Menschenmassen zwischen den Verkaufsständen und genossen wie unsere chinesischen Mitbesucher (es gab so gut wie keine Ausländer) das schöne Wetter und missbrauchten wie sie den Fuß der kolossalen Zhen-Chenggong Statue um uns gegenseitig darauf abzulichten. Laut Inschrift zieht diese Statue zehntausende von Besuchern an wegen ihres „extraordinary intrinsic ideological level“.
Am Nachmittag besuchten wir Jimei und eine Ausstellung, die das Wirken Chen Jiagengs dokumentiert. Hierher scheinen sich so gut wie nie Ausländer zu verirren, auch die Vitrinen enthielten ausschließlich chinesischsprachiges Material. Dieser Herr (ein Hakka, in deren Sprache heisst er Tan Kah Kee) machte sich sehr um die Schulbildung der lokalen Bevölkerung verdient, vor allem aber ist er interessant, weil er die „nationalen Kapitalisten“ repräsentiert und nach seinem Tod 1961 noch von Mao eine Ehreninschrift erhalten hat. Kaum einer von uns hatte von diese Facette der chinesischen Gesellschaft (und der genauen Bedeutung der fünf Sternchen in Chinas Nationalflagge) bislang etwas gehört.
Hier in Xiamen sind wir jetzt voll in das wuselnde Leben Chinas eingetaucht. Wir haben das Gefühl, weit und breit die einzigen Nicht-Chinesen zu sein und fühlen uns dabei sehr wohl.