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Unterwegs in China

~  40 Jahre nach der ersten Reise unterwegs in ein neues Land

Unterwegs in China

Kategorien-Archiv: Hangzhou

龙井茶 – Grüntee für Kenner

26 Sonntag Mai 2013

Posted by hajovonkracht in Hangzhou

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china, china reise

Wir besuchten die Lóngjǐng (Drachenbrunnen) Teefarm etwas außerhalb Hangzhous und kraxelten durch die auf Terrassen angebauten Teesträucher. Alles ist grün hier und macht einen wohlhabenden Eindruck. Bei den Chinesen gibt es Grüntee-Connaisseurs, vergleichbar unseren Weinkennern, die über die Geschmacksnuancen verschiedener Lagen und Jahrgänge fachsimpeln können. Frühlingstee ist der beste, und das Zentralkommittee in Beijing trinkt bei seinen Sitzungen ausschließlich Drachenbrunnentee. Wir demnächst auch, denn nach einem perfekten Verkaufsgespräch kauften fast alle aus unserer Reisegruppe zwei oder mehr prall gefüllte Dosen Grüntee der besten (in jedem Fall aber teuersten) Sorte; ab zwei Dosen gibt es noch eine Baby-Dose als Zugabe.

Danach fuhren wir zur Liuhe Pagode, die derzeit wegen Renovierung geschlossen ist. Sie liegt auf einem Berg in einem idyllischen Park mit vielen Modellen diverser Pagoden aus ganz China und einem kleinen aber kaiserlichen Goldfischteich. Vom Park sieht man auf den einen Kilometer breiten Fluss Qiantang, an dessen gegenüberliegenden Seite sich die Skyline des neuen Geschäftszentrums erhebt: Hochhaus neben Hochhaus, und alles Idyllische ist wie weggeblasen.

Nach Mittagessen mit vielen „Gute-Geschmack-Speisen“ (so Franziska) schlenderten wir durch ein nettes Viertel mit Antiquitäten und anderen Läden, ehe wir uns – zurück im Hotel – auf drei Fahrräder schwangen (Magi, Elke und ich) und uns in den Verkehr warfen.

Nach kurzem ziellosen Herumfahren fanden wir uns in einer Villengegend wieder, wo die noblen weiträumigen bewachten Häuser, die
Gartenanlagen, die Automodelle, der lauschige Park davor – einfach alles – nach Geld aussah. Nach viel Geld.

Zum Abschied von Hangzhou statteten wir nochmal dem Marschall Lin Biao einen Besuch ab: wir gingen in sein großes unterirdisches Hallenbad, das jetzt zu unserem Hotel gehört und vermutlich nach seiner Zeit mit kitschigen Buddhafiguren und Felsbrocken aus Pappmachée verziert wurde.

Dämonen am Westsee

25 Samstag Mai 2013

Posted by hajovonkracht in Hangzhou

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Das Shangrila ist das älteste noble Hotel in Hangzhou. Es wird von den chinesischen Touristen gemieden. Der Grund, auf dem es gebaut wurde, war ein Friedhof, und man erzählt sich allerlei Gespenstergeschichten rund um das Hotel. Eigentlich wollte Peter uns dort unterbringen, aber dann wurden unsere Reisepläne geändert, denn quasi im Hintergebäude unseres Zhejiang Hotels gibt es einen anderen Untoten zu sehen: Lin Biao und sein „Projekt 704“ – eine atombombensichere Bunkeranlage, darüber das Wohnhaus des Marschalls und nach Mao zweiten Mannes in China, vollendet im April 1970, ein Jahr vor seinem plötzlichen abrupten Verschwinden und In-Ungnade-fallen.
Alles kann jetzt besichtigt werden, und im Eingang des Bunkers ist ein sehr gespenstischer Souvenirladen, wo von der Mao-Plakette über das „kleine rote Buch“ bis zu einem mit Lin-Biao-Bildern verzierten Fächer alles zu haben ist, was einem eingefleischten Lin-Biao-Anhänger das Herz höher schlagen lassen mag. Junge Chinesen aus der Generation unserer Franziska scheinen diesen Namen überhaupt nicht mehr zu kennen.
Der nächste verstorbene Heroe, dem wir unsere Aufwartung machten war Yue Fei. Er war ein Feldherr, der die Vereinigung Chinas in einer Zeit der Zersplitterung im 9, Jahrhundert anstrebte und einer Palastintrige zum Opfer fiel. Mao pries diesen Vereiniger Chinas (mit Taiwan im Hinterkopf) und spendierte eine Kalligraphie für eine Gedenkhalle mit sehr maoistisch-realsozialistischen Propagandagemälden, vor der ironischerweise heute Räucherstäbchen verbrannt werden, weil Maos Lob zu einer Vergötterung dieses Helden beigetragen hat und die gläubigen Chinesen vor nichts halt machen.
Dann kamen wir zur Lei Feng Pagode und mit ihr zur weissen Schlangenfrau. Von dieser Geschichte gibt es einen netten Aufsatz von Lu Xun, den ich vor der Reise gelesen und auch mitgenommen hatte, so dass wir am Fuß dieser neuerrichteten Pagode eine kurze Lu Xun Lesung einlegen konnten. Danach fuhren wir mit dem Aufzug in die komplett neue und nur von außen alt aussehende Sightseeing-Konstruktion, aus der bestimmt alle alten Geister ausgetrieben worden sind.

Am Abend erlebten wir eine spektakuläre Show auf dem Westsee („Impression West Lake“), mit über hundert Darstellern, Tanz auf dem Wasser, perfekter Beleuchtung, Wassereffekten, mitreißender Musik. Es ging um die klassische Geschichte von einem Liebespaar, das von bösen Mächten auseinandergerissen wird. Das chinesische Publikum, das inmitten der Vorstellung gerne laut mit dem Handy telefoniert, und um sich besser verständlich zu machen, aufsteht und gegen die Musik anbrüllt, oder sich einfach nur so gut unterhält, gab der herzergreifenden Story eine ganz eigene Note.

Die Taxifahrt zurück zum Hotel kostete umgerechnet € 2.25.

So ein schöner See

24 Freitag Mai 2013

Posted by hajovonkracht in Hangzhou

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Wir haben einen neuen lokalen Tourguide: Franziska („Sie können mich Franzi nennen“). Sie stammt aus Harbin in Nordchina wo man nicht Bier sondern Schnaps trinkt, und lebt seit 6 Jahren in Hangzhou. Sie ist 27, hat vier Jahre Germanistik an der Universität in Hangzhou studiert, spricht sehr gut und deutlich deutsch und ist Tourguide mit ganzer Seele. Sie übertrifft sich immer wieder selbst mit Euphämismen, alles – auch unsere Reisegruppe – ist schön und gut.

Unser schönes Hotel – das ZTG Zhejiang Hotel – liegt nahe am schönen West-See, außerhalb von Hangzhou. Hier ist alles grün und idyllisch; die 8-Millionenstadt sehen wir nur als dunstige Skyline am Horizont.

Wir besichtigen eine große buddhistische Tempelanlage – den Lingyin Tempel – wobei uns viele Zusammenhänge diesmal durch Franziskas sehr lebendige Erklärungen deutlich werden. 70% der Chinesen glauben – nach ihrer Darstellung – „irgendwie“ an die buddhistischen Gottheiten, aber nur weniger als 30% hält sie für tief gläubig.

Wieder sehen wir viele Gläubige, die sich im knien verneigen und Räucherstäbchen verbrennen und mir fällt auf, wie naht- und reibungslos stille Andacht und touristischer Troubel aneinander vorbei und ineinander fließen. Die Dinge um die es in den Gebeten geht, sind unbefangen pragmatisch. Gutes Wetter, Gesundheit, Reichtum, Erfolg in der Prüfung.

In der Halle für Heilkraft stehen die Allegorien der chinesischen Tierkreiszeichen aufgereiht. Schlange und Hase – Elke und ich passen nach dem chinesischen Horoskop bestens zusammen, jedenfalls hat das Franziska zuverlässigen Quellen im Internet entnommen.

Wir spazieren durch die Parkanlagen am Westsee, sehen schöne dicke Goldfische und machen eine Bootsfahrt vorbei an sehr schönen Inselchen. Gekrönt wird der Abend von einem fulminanten Essen im Louwailou Restaurant direkt am See, bevor uns der Bus wieder in unserer etwas abseits gelegenen Nobelherberge abliefert.

Jiang Kai-Shek und Lu Xun

23 Donnerstag Mai 2013

Posted by hajovonkracht in Hangzhou, Ningbo, Shaoxing, Xikou

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Wir saßen lange im Bus heute und gelangten von Ningbo bis Hangzhou. Dazwischen machten wir zwei hochinteressante Stopps, die sich mit der jüngeren Geschichte Chinas befassten.

In Xikou besichtigten wir den Geburts- und Wohnort von Jiang Kai-Shek, Maos kurzzeitigem Verbündeten gegen die Japaner, aber vor allem Erzfeind und späteren Präsident-Diktator von Taiwan. Auch hier war der Andrang chinesischer Besucher enorm (niemand, den wir fragten, kam aus Taiwan, und Elke war begehrtes Fotomotiv). Die Ausstellung zeigt Fotos der Mitglieder von Jiang Kai-Sheks Familie und vermeidet jedes politische Statement. Aus seinem erweiterten Clan gibt es Menschen, die heute noch in dem Ort leben – ein angeblicher Verwandter, gekleidet und frisiert im Stil des vorletzten Jahrhunderts, verlangte Geld dafür, mit ihm fotografiert zu werden.

In Shaoxing besichtigten wir den Geburtsort von Lu Xun. Dessen geräumiges Elternhaus strahlt einen Wohlstand und eine in sich gekehrte Ruhe aus, die selbst dem ohrenbetäubenden Geschrei der chinesischen Tourguides und Andenkenverkäufer standhielt. Leider ging mal wieder alles viel zu schnell, und unser taoistischer Tourguide Michael schleppte uns in eine Kaschemme, wo wir den örtlichen Reiswein verkosteten und den Booten zusahen, die den Kanal nebenan entlanggondelten.

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